Zur Unterbringungssituation von Flüchtlingen in Göttingen haben uns in letzter Zeit Anfragen erreicht, insbesondere auch zu einer möglichen Unterbringung auf den Zietenterassen. Da dies auch in Leserbriefen und anderswo diskutiert wird und vom allgemeinen Interesse ist, haben wir uns entschlossen, eine Antwort in anonymisierter Form zu veröffentlichen.
Desweiteren unterstützt Jürgen Trittin jetzt auch die Aktion goettingen-hilft.de .
——————————————
Sehr geehrte Damen und Herren,
vielen Dank für Ihre Anfrage. Angesichts der dramatischen Flüchtlingssituation In Syrien und seinen Nachbarstaaten sehen wir Grünen die Aufnahme von Flüchtlingen aus humanitären Gründen als absolut notwendig an. Nach unserer Ansicht sollte Deutschland auch noch weitere Flüchtlinge gerade aus Syrien aufnehmen, die aufgrund von Gewalt und Terror ihre Heimat verloren haben und in Deutschland auf Schutz und Hilfe hoffen. Sonst droht sich der Krieg auf den Libanon, Jordanien und möglicherweise andere Staaten auszudehnen.
Wie Sie wissen, werden ankommende Flüchtlinge bundesweit nach einem Schlüssel zunächst auf die Länder und dann auf die Kommunen verteilt. Wegen der stark gestiegenen Flüchtlingszahlen und des sowieso angespannten Wohnungsmarktes in Göttingen steht unsere Stadt vor besonderen Herausforderungen.
Ich halte ich es notwendig, dass die Stadtverwaltung allen Möglichkeiten zur Unterbringung von Flüchtlingen nachgeht. Neben dem Angebot der Stadt und Kontakten zum Landkreis gehört es dazu, Optionen für eine Unterbringung in Göttingen zu finden. Hierzu gehören als mögliche Standorte das IWF-Gelände und auch das von Ihnen angesprochene Gelände auf den Zietenterassen.
Wir stimmen Ihnen zu, dass Anwohner frühzeitig in die Planungen einbezogen werden sollten. Durch eine frühzeitige Beteiligung, kann die Akzeptanz erhöht werden. Nur so kann Akzeptanz und Unterstützung Flüchtlinge in ihrer Nachbarschaft entstehen. Das dies bisher noch nicht geschehen ist, ist dem sehr frühen Planungsstand geschuldet. Auf unsere Nachfrage im Rathaus haben wir erfahren, dass die Stadt Göttingen im kommenden Jahr eine Informationsveranstaltung für Anwohnerinnen und Anwohner plant.
Im Allgemeinen halten wir Grünen den Standort für prüfenswert, um dort eine begrenzte Zeit neuankommende Flüchtlinge unterzubringen. Neuangekommene Flüchtlinge könnten auf den Zietenterrassen zunächst zentral betreut und können dann nach einiger Zeit dezentral untergebracht werden. In diesem Punkt kann ich – gerade aus meiner Erfahrung als für die Unterbringung von Flüchtlingen verantwortlicher niedersächsischer Landesminister – Ihre Sorgen bezüglich der fehlenden Integration nicht teilen. So zeigen die bisherigen Erfahrungen bei der Flüchtlingsbetreuung, dass die teils schwer traumatisierten Flüchtlinge durch die Zentralisierung besser betreut werden können. Ein zu frühe Dezentralisierung kann ihnen den Integrationsprozess deutlich erschweren. Entscheidend ist die Frage der Betreuung – bei zentraler wie bei dezentraler Unterbringung. Wir hoffen, mit dieser Antwort zumindest einige Ihrer Fragen beantwortet zu haben. Sobald wir genauere Informationen erhalten, werden wir Sie noch detaillierter informieren.
Mit freundlichen Grüßen
Jürgen Trittin
Verwandte Artikel
Alles muss anders bleiben – Sicherheit in der Veränderung
Liebe Steffi, Vielen Dank. Du bist nach mir die zweite Grüne, die das Bundesumweltministerium leitet. Der Artenschutz, der Naturschutz haben es heute schwerer als zu meiner Zeit. Wenn rechtspopulistische Bauern auf ihren 100.000 Euro teuren Treckern glauben machen können, ihre wirtschaftliche Zukunft hänge am Umpflügen von Blühstreifen – dann stimmt etwas nicht in diesem Land….
Weiterlesen »
Neues Staatsangehörigkeitsgesetz stärkt Demokratie und Teilhabe
Deutschland ist ein Einwanderungsland. In einer Welt, in der um Arbeitskräfte gerungen wird. Deutschland braucht 400.000 Einwanderer jährlich, will es seinen Wohlstand halten. In diesem globalen Wettbewerb spielt der Zugang Staatsbürgerschaft eine Rolle. Sie ist Standortfaktor und keine zu verleihende Gratifikation. Dem tragen wir durch ein modernes Staatsangehörigkeitsrecht Rechnung. Wir erkennen damit endlich die Lebensrealitäten in unserem Land an und senden sehr vielen Menschen die Botschaft, dass wir ihre Lebensleistung würdigen.
Weiterlesen »
Menschenrechte unter Druck
Meine Rede bei der Jahresversammlung der Gesellschaft für bedrohte Völker am 14.10.2023 unter dem Titel „Das Scheitern von Abschottung, Abschreckung und Abschiebung“.
Weiterlesen »
Kommentar verfassen