Mit Hans-Dietrich Genscher ist Deutschlands Daueraußenminister verstorben. 18 Jahre war er im Amt war. In der Zeit hat Deutschland sich verändert. Genscher hat diese Veränderung mitgestaltet. Er hat am kontroversen NATO-Doppelbeschluss festgehalten, gegen die stärker werdende Friedensbewegung und die aufkommenden Grünen. Doch Genscher konnte auch Entspannungspolitik. Sein historischer Auftritt vor DDR-Flüchtlingen auf dem Balkon der deutschen Botschaft in Prag ist in unser kollektives Gedächtnis übergegangen. Er hat die Wiedervereinigung mitvorangetrieben.
Nach seinem Rückzug aus der aktiven Politik hat Genscher sich in die großen außenpolitischen Richtungsdebatten eingemischt. In der jüngsten Eurokrise und in der Flüchtlingskrise hat man oft gedacht, dass die deutsche Politik ein bisschen „mehr Genscher“ brauchen könnte. Mehr Bekenntnis zu Europa. Genscher hat immer wieder zur Solidarität unter den Mitgliedsstaaten aufgerufen, denn er wusste: unsere Zukunft ist europäisch. Er hat bis zuletzt gegen nationalistische Realitätsverweigerer angeredet und daran erinnert: wir leben längst in einer Weltgesellschaft.
Mit Hans-Dietrich Genscher starb ein großer Europäer.
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