Um es kurz zu machen: die Entscheidung, aus dem Pariser Abkommen auszusteigen ist einer der schlechtesten Deals für USA, die man machen konnte. USA steht jetzt allein in der Welt – nur begleitet von Syrien und Nicaragua.
Damit haben sich die Vereinigten Staaten endgültig von ihrer jahrzehntelangen Führungsrolle in der Welt verabschiedet. Während der Rest der Welt, allen voran China und Indien, ihre Industrie zukunftsfest und modern umbauen, versucht sich die Trump-USA an den verglimmenden Feuern des letzten Jahrhunderts zu wärmen. Das wird scheitern. America last.
Einer der größten Deals ever made war die Verabredung von Präsident Obama und Chinas Präsident Xi Jingping, gemeinsam bei der Reduzierung der Treibhaus-Emissionen voran zu gehen. Die zwei größten Industrienationen der Welt gaben die Richtung vor – und der Rest der Welt folgte. Das ist nun Geschichte.
Denn die Welt wird nicht auf die USA warten. Sie kann nicht warten, denn die Bedrohung des Klimawandels ist real. Hurricane Katrina, Schneechaos an der Westküste… das alles sind nur Vorgeplänkel zu dem, was kommt, wenn die Welt nicht handelt. Mehr noch, die weltweiten Migrationsbewegungen werden immer mehr zu nehmen, Klimakatastrophen sind heute schon massive Krisenbeschleuniger in der Welt. Laut dem UN Flüchtlingskommissar muss jede Sekunde ein Mensch wegen einer Naturkatastrophe seine Heimat verlassen. Jedes Jahr fliehen 5 Millionen Menschen vor Klima- und Wetter-Ereignissen. Gegen den Klimawandel hilft keine Mauer. Die Welt hat nach aktuellen Zahlen noch maximal 23 Jahre Zeit, um auf dem aktuellen Level weiter CO2 zu emittieren und so zu wirtschaften, wie wir es heute tun.
Aber am katastrophalsten wird diese Entscheidung die amerikanische Wirtschaft treffen.
Wir haben in Deutschland das, was allgemein heute weltweit als Energiewende bekannt ist, vor nicht einmal 20 Jahren auf den Weg gebracht. Und wir haben uns geirrt, was die Chancen auf den Umbau der Energieversorgung angeht. Denn als ich als Minister der Grünen Partei das entsprechende Gesetz auf den Weg brachte, stand im Gesetz, dass 2020 wir 20 % Anteil Erneuerbaren Strom haben wollen. Dafür wurde ich verlacht und verhöhnt, da der Anteil angeblich technisch nie über 8% liegen könne. Bereits im Jahre 2015 produzierten wir fast ein Drittel unseres Stroms erneuerbar. Auch so kann man sich irren. Und auch wenn sich die aktuelle deutsche Bundesregierung „bemüht“, den Ausbau der Erneuerbaren Energien zu drosseln, sind diese nicht mehr aufzuhalten. In Deutschland wurden in den letzten Jahren jährlich über 20 Milliarden € in neue Stromerzeugungsanlagen investiert. Das gibt es in keinem anderen Land Europas.
Entstanden ist dadurch eine exportstarke Industrie, in der zeitweilig bis zu 400.000 Menschen arbeiteten, in Europa sind es über eine Million. Die deutsche Energiewende hat die Technologien weltweit so billig gemacht, dass China und Indien mehrere hundert geplante Kohlekraftwerke canceln, weil es mit Erneuerbaren Energien – Wind und Solar – einfach günstiger ist, Strom zu erzeugen. Und China hat inzwischen die Weltmarktführerschaft bei Solarzellen übernommen – leider auch, weil die deutsche Bundeskanzlerin eher Bremser, als Treiber der Energiewende ist.
Weltmarktführer – das war einmal etwas, wonach die amerikanische Industrie immer strebte. Mit der Entscheidung Donald Trumps wird sie von diesem Weltmarkt der Erneuerbaren Energien, der Elektroautos, der hocheffizienten Techniken einfach verschwinden. Überholt von Schwellenländern wie Indien und China. Selbst Russland, das noch stärker am Petrodollar-Tropf hängt, als andere Länder, steht zum Abkommen von Paris. Es ist bitter zu sehen, wie sich USA klein macht.
Es wird keinen neuen Deal geben. Wenn Präsident Trump verspricht neu zu verhandeln, sind entweder Naivität oder Fake News der Grund dafür. Wer vom Tisch aufgestanden ist (an dem der Rest der Welt noch sitzt), der ist aus dem Spiel. Will er wieder zurück, zahlt er drauf – Pokerspieler kennen das. Eine Rückkehr zu neuen Bedingungen in das Klimaabkommen kann nur teurer werden für die USA. Denn die Verpflichtungen, den CO2-Ausstieg zu begrenzen, werden mit jedem Tag höher. Die USA erzeugen bereits heute mehr als doppelt so hohe Pro-Kopf-Emissionen als China. Und während China seit 4 Jahren seine Emissionen trotz Wachstums konstant hält, steigen sie in den USA weiter an. Das heißt, der Preis für eine Rückkehr an den Tisch wächst stetig an.
Historische Fehleinschätzungen kommen immer wieder vor. Der deutsche Kaiser Wilhelm I. hielt das Auto für eine vorübergehende Erscheinung. „Ich glaube an das Pferd“. Die Geschichte geht über solche Fehler mit einem Lächeln hinweg. Aber ob man sich als großen Leader oder einen Verlierer an ihn erinnert, entscheidet sich oft genug an solchen Fragen. Trumps Entscheidung hat den Weg im Geschichtsbuch vorgezeichnet. Er wird belächelt werden.
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