Atomausstieg – Vom Ende eines Irrwegs – Die Beschleunigung der Energiewende

Liebe Freundinnen und Freunde,
lieber Martin,

ich habe mich sehr über Eure Einladung heute hier zu sprechen gefreut.

Aus und vorbei

Greenpeace und Jürgen Trittin – wir waren uns beim Wie des Atomausstiegs nicht immer einer Meinung.

Aber in einem Punkt waren wir uns immer einig:

Wir müssen die Nutzung der Atomenergie so schnell wie möglich beenden.

Die Entscheidung für den Einstieg in diese Technologie war ein historischer Fehler. Heute korrigieren wir diesen Fehler.

Das Ende der Atomenergie in Deutschland ist ein historisches Datum.

Dieser Ausstieg kommt eher zu spät als zu früh. Mindestens Dreieinhalb Monate zu spät.

Aber es ist eine gute Entscheidung:

Atomkraft ist nicht sicher

Jede Technologie kann versagen. Atomanlagen aber dürfen nicht versagen. Ein Super-Gau stellt das Leben ganzer Regionen in Frage.

Das ist keine theoretische Frage. Sondern bittere Realität

Die Reaktorkatastrophen von Harrisburg, Tschernobyl und Fukushima haben uns das schmerzlich erfahren lassen.

Deshalb haben 2011 – nach Fukushima – alle Parteien im Deutschen Bundestag – auch CDU/CSU und FDP – beschlossen, zum rot-grünen Atomkonsens von 2001 zurück zu kehren.

Sie wollten – zusammen mit dem Bundesverband der Deutschen Industrie und der IGBCE – das Risiko eines Super-Gaus nur noch eine begrenzte Zeit in Kauf nehmen und die Nutzung der Atomenergie „geordnet beenden“.

Heute wird dieser Konsens Wirklichkeit.

Es wurde Zeit.

Atomkraft ist nicht nachhaltig

Atomkraft hinterlässt kommenden Generationen den gefährlichsten Müll der Welt.

Atommüll muss eine Million sicher vor der gelagert werden. Die Menschen in Salzgitter am Schacht Konrad, in Wolfenbüttel an der Asse erfahren diese Erblast heute schon.

Für den hochradioaktiven Müll gibt es noch keine Lösung. Doch in Bayern, das jahrelang von den Steuereinnahmen der Atomkraftwerke profitiert hat, macht Markus Söder sich schon jetzt vom Acker und will mit seinem Müll nichts mehr zu tun haben.

Der Atomkonsens konnte künftigen Generationen diese Last nicht ersparen.

Aber der Ausstieg begrenzt die Menge der Last künftiger Generationen.
Atomkraft war nie friedlich

Auch wenn die Nutzung der Atomenergie mit der Rede Atoms for Peace eingeleitet wurde.

Es gab nie eine chinesische Mauer zwischen der Nutzung der Atomenergie und dem Zugriff auf Atomwaffentechnologie.

Das war so, als Franz-Josef Strauß in den Sechzigern das Recht auf Anreicherung in den Atomwaffensperrvertrag verhandelte. Von diesem Scheunentor im Nichtverbreitungsvertrag profitiert heute der Iran.

Das war so, als Helmut Schmidt in den Siebzigern ein Atomabkommen ausgerechnet mit der Militärdiktatur in Brasilien schloss, die zum Entsetzen der USA Atomwaffen anstrebte.

Und das erleben wir heute in Saporischschja, wo das Atomkraftwerk zur Geisel in Putins Aggressionskrieg in der Ukraine wurde. Bis heute gibt es keine entmilitarisierte Zone um das Atomkraftwerk allen Bemühungen der IAEO zum Trotz.

In Ländern mit laufenden Atomkraftwerken braucht es keine Atomwaffen, um ein nukleares Inferno auszulösen.

Auch das haben wir heute in Deutschland beendet.

Atomkraft schafft keine Versorgungssicherheit

Atomkraftwerke machen nicht unabhängig. Osteuropa ist vom Uran aus Russland und von den Brennelementen von RossAtom abhängig. Ohne die gehen da die Lichter aus.

Selbst Frankreich bezieht sein Uranhexaflorid aus Russland.

Wer sich von Russland Gas, Öl und Kohle unabhängig will, darf nicht von Russlands Uran abhängig sein.

Auch das haben wir heute für Deutschland erreicht – allen Kubickis zum Trotz.

Wir stehen hier auf dem Pariser Platz, vor der französischen Botschaft.

Wer wie Frankreich seine Versorgungssicherheit auf Altanlagen stützt, die für 35 Jahre konstruiert waren, nun aber 60 Jahre laufen sollen, darf sich über Risse in Kühlleitungen, Blackouts und wachsender Importabhängigkeit nicht wundern.

Wir sind einen anderen Weg gegangen.

Die Energiewende war der Ausstieg aus der Atomenergie und der Einstieg in die Erneuerbaren.

Damit wurden jedes Jahr Milliarden in neue Stromerzeugungsanlagen investiert. Heute kommt die Hälfte unseres Stroms von Sonne, Wasser, Wind und Biomasse.

Wir haben den Ausstieg aus der Atomenergie mehr als doppelt kompensiert.

Mit heimischen Erneuerbaren Energien.

Erneuerbare schaffen Versorgungssicherheit und machen unabhängig.

Und sie sind der Weg zum Klimaschutz.

Atomkraft schafft keinen Klimaschutz

Ja, Atomkraftwerke erzeugen weniger CO2 als Kohlekraftwerke. Aber zehnmal so viel wie ein Windrad – sagt der IPCC.

Die deutsche Energiewende hat Erneuerbare weltweit wettbewerbsfähig gemacht. Atomkraft aber wurde immer teurer.

Deshalb sind in dem Jahr in dem weltweit 250 Gigawatt Erneuerbare Anlagen neu an Netz gingen, gerade mal 0,4 Gigawatt nuklear hinzu gekommen.

Atomenergie liefert keine 5 % des Weltenergiebedarfs.

Atomkraft ist eine Nischentechnologie.

Europa will spätestens 2045 klimaneutral sein. Dafür müssen Antriebe, Heizungen und industrielle Prozesse elektrifiziert werden. Und auch der Wasserstoff bedarf der Elektrizität – vom E-Fuel der Fahr-Doch-Porsche Partei zu schweigen.

Wir brauchen schnell mehr wettbewerbsfähige Stromproduktion.

Das wird es mit Atomkraftwerken mit 20 Jahren Bauzeit wie in Frankreich und Finnland nicht geben – mal abgesehen davon ob die in der Dürre der Klimakrise noch gekühlt werden können.

Und das wird mit Atomkraft, die vier bis fünfmal so teuer ist, wie Wind oder Sonnenstrom unbezahlbar.

Heute ist ein guter Tag
Wir beenden eine gefährliche, nicht nachhaltige und teure Technologie
Wir machen den Weg frei für Klimaschutz und Erneuerbare.
Wir zeigen Verantwortung für kommende Generationen.

Vielen Dank !

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