Alles muss anders bleiben – Sicherheit in der Veränderung

Liebe Steffi,

Vielen Dank. Du bist nach mir die zweite Grüne, die das Bundesumweltministerium leitet. Der Artenschutz, der Naturschutz haben es heute schwerer als zu meiner Zeit. Wenn rechtspopulistische Bauern auf ihren 100.000 Euro teuren Treckern glauben machen können, ihre wirtschaftliche Zukunft hänge am Umpflügen von Blühstreifen – dann stimmt etwas nicht in diesem Land.
Die Wahrheit ist:

Nur mit Biodiversität, nur mit intakten Ökosystemen hat Landwirtschaft in den Zeiten der Klimakrise eine Zukunft.
Dafür stehst Du für uns. Dafür Danke.

Wir beide haben zusammen zwei Bundestagswahlkämpfe bestritten – Du als politische Geschäftsführerin, ich als Spitzenkandidat. Wir haben einmal das bis heute zweitbeste Ergebnis aller Zeiten geholt – und sind danach in einem Wahlkampf für mehr Gerechtigkeit gescheitert. Heute stehen wir 99 Tage vor einem Wahltag.

Wir werden diesen Wahlkampf zu einem Erfolg machen – weil wir GRÜNE sind.

Ja, GRÜNE sind eine Zumutung. Wir haben uns nie gescheut, unbequeme Wahrheiten auszusprechen.
Ich bin zwar im gleichen Alter wie Friedrich Merz. Aber ich glaube nicht, dass wir noch in den 90er Jahren leben – auch nicht in den frühen 2000ern, als ich Bundesumweltminister war.

Die Welt hat sich dramatisch verändert.

Das deutsche Wohlstandsmodell ist am Ende.

Mit dreckiger Braunkohle, mit billigem russischen Gas Stahl und Autos zu produzieren und die auf der ganzen Welt zu verkaufen – das funktioniert nicht mehr. Das kommt auch nicht wieder. Dafür gibt es drei Gründe: die Klimakrise, Wladimir Putin und Donald Trump.

In den Tiefgaragen und Straßen von Valencia sind nicht nur über 200 Menschen ertrunken. Die Fluten von Valencia haben alles Schönreden der Klimakrise weggespült. Die Klimakrise bedroht nicht erst unsere Kinder und Enkel – sie ist heute dabei, unsere Sicherheit, ja die Grundlage unseres Wirtschaftens zu zerstören. Felix hat recht: Nur wenn wir es schaffen, Stahl CO₂-frei zu produzieren, werden wir noch eine deutsche Stahlindustrie haben.

Es war nicht Naivität, sondern Gier, die Deutschland unter CDU und SPD in die Abhängigkeit von Putins Gas getrieben hat.

Putin hat diese Gier bestraft. Und Robert hat uns aus dieser Abhängigkeit befreit.
Nur wenn wir zu 100 Prozent erneuerbar werden, werden wir nicht wieder in solcher Abhängigkeit landen.
Offene Märkte, freier Handel, das war einmal.

China und die USA haben die Globalisierung neu gestaltet. Die neue Globalisierung ist Industriepolitik mithilfe von Normen, Zöllen und Subventionen. Und Trump eskaliert dies nun gegen Europa.
Nur wenn wir unsere strategischen Industrien gegen unfaire Konkurrenz, gegen falsche Subventionen wie gegen Dumping schützen, wird Europa ein Industriestandort bleiben.

Das kostet Geld. Das ist die unbequeme Wahrheit. Ich bin fest davon überzeugt, dass Menschen diese Wahrheit vertragen. Dass sie von uns Vorschläge hören wollen, wie wir in dieser unbequemen Wirklichkeit unseren Wohlstand, unsere Gesellschaft zukunftsfest machen.

Gestern hat Wolfgang Ischinger gesagt, die Grünen seien die Kraft der Veränderung. Das Kompliment stimmt. Eins aber stimmt nicht: Die anderen Parteien sind nicht den Status Quo verliebt. Sie wollen hinter den Status Quo zurück.
Die anderen Parteien sind Retro-Nostalgiker. Sie wollen, dass alles so wird, wie es nie war. Sarah Wagenknecht will wieder mit Gas heizen – und dafür wieder Nord Stream in Betrieb nehmen, zusammen mit Alice Weidel.
Auch Merz und Spahn –

das ist der Richard Grenell der CDU

– wollen das Heizungsgesetz abschaffen. Sie wollen zurück zu Verbrennerauto und zur Atomkraft. Ich warte darauf, dass sie als Antwort auf die Herausforderungen durch TikTok und X die Einführung moderner Faxgeräte verlangen.
Und die SPD? Sie fordert eine Abwrackprämie – das ist die Sternstunde sozialdemokratischer Industriepolitik.
Das Schlimme an diesem Unsinn ist: Merz wie Scholz wissen, dass es Unsinn ist. Sie glauben nur, die Wahrheit den Menschen nicht zumuten zu können.
Aber was ist so schwer daran zu sagen:

  • Wenn wir unsere Freiheit gegen Putin verteidigen wollen, kostet das mehr Geld.
  • Wenn wir nicht erpressbar bleiben wollen, müssen wir die Erneuerbaren massiv ausbauen.
  • Wenn wir eine Autoindustrie in Deutschland haben wollen, müssen wir bessere und billigere E-Autos als die Chinesen bauen.
  • Wenn wir uns von Trump nicht erpressen lassen wollen, brauchen wir ein gemeinsames und starkes Europa und keine deutschen Alleingänge.

Es ist nicht schwer. Aber es ist schlimm, wenn nur wir GRÜNEN uns trauen, diese unbequemen Wahrheiten auszusprechen. Aber darin liegt auch eine Chance. Wir haben ein Alleinstellungsmerkmal.

Es gibt keinen Kampf Scholz gegen Merz. Scholz gegen Merz – das ist ein Scherz.

Tatsächlich führt die SPD nur dafür Wahlkampf, wie viel Abwrackprämie ihr unter einem Kanzler Merz zugestanden wird.
Es wird auf unser Abschneiden, es wird auf das Abschneiden von uns GRÜNEN ankommen, wie viel notwendige Veränderung wir in Deutschland durchsetzen werden.

Sicherheit gibt es nur mit Veränderung.
Dafür stehen wir GRÜNEN. Und dafür haben wir unseren Kanzlerkandidaten.

Auf geht es – mit Robert in den Wahlkampf.

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